Erstes Schulprojekt im Jahr 2023

Die Vorfreude auf das erste Schulprojekt des Jahres war enorm gross und so fuhren wir mit viel positiver Energie und verschiedensten Requisiten zu zweit los quer durch die Schweiz bis in den Kanton Freiburg.  

Bei der Ankunft verwandelte sich die Turnhalle in einen Trainingsraum mit lauter Requisiten, die den 66 Kindern bis jetzt noch unbekannt erschienen. Für eine Woche tauschten die 3./4. Klässler den Stift gegen ein Requisit und das Schulzimmer gegen die Turnhalle und neue Manege. 

Wenn ich als Trainerin von Turnhalle zu Turnhalle und somit von Gruppe zu Gruppe zirkulierte, lag mein Fokus immer wieder darauf meine nächste Gruppe zu beobachten und zu erkennen, welches Kind woran arbeitet, um spezifische Tipps und nächste Schritte weitergeben zu können. In einer Ecke jonglierten ein paar Kinder mit Hüten, denen ich die Vielfalt an Huttricks weitergab, damit sie eine eigene Abfolge einstudieren konnten. Gleich daneben trainierte ein Kind hochkonzentriert mit 2 Keulen. Was mich an diesem Kind faszinierte, dass es sich nicht ablenken liess und nicht von anderen Kindern abhängig war. Zu Beginn der Woche hatte es sich für die Keulen entschieden und blieb akribisch daran die rhythmische Abfolge mit 2 Keulen zu üben und zu verbessern. Diesen Ehrgeiz beeindruckte nicht nur mich, sondern auch die Lehrpersonen wie am Ende der Woche das Publikum, welches ihm mit Applaus den Lohn des Artisten auszahlte.   

Kurz nach 15 Uhr war jeweils Trainingsschluss, was für uns hiess, dass das Leben im Schulgebäude beginnt. Von der Turnhalle wechselten wir ins Lehrerzimmer, welches während dieser Woche zu unserem Büro mutierte. Wir setzten uns vor unsere Computer, beantworteten Mails, erledigten Telefonanrufe, schrieben Geschichten für nächste Projekte und korrespondierten mit zukünftigen Schulen.  Zwischendurch gingen Lehrpersonen ein und aus, die uns und unsere Arbeit musterten. Jemand fragte völlig erstaunt: «Ihr arbeitet noch?» Mit Unterrichtsschluss ist auch im Zirkus, wie bei den Lehrpersonen, die Arbeit noch lange nicht getan. Damit wir während unserer Saison einen reibungslosen Ablauf garantieren können, darf eben auch gearbeitet werden, wenn der Vorhang und das Scheinwerferlicht längst gefallen sind.  

Wo blieb denn da das Leben? Denkst du vielleicht. Ja auch das gab es. An den Abenden erkundeten wir die Umgebung beim Joggen, kauften im Dorfladen ein oder machten einen kleinen Ausflug in die Stadt Bern. Müde, dankbar und vorfreudig fielen wir jeweils auf unsere Matratzen im umfunktionierten Klassenzimmer.  

Nicht nur wir waren dabei top motiviert, auch die Lehrpersonen und das Helfendenteam hat sich richtig für eine grossartige und unvergessliche Woche eingesetzt. So wurde jeweils gemeinsam zu Mittag gegessen, die Kinder hatten Ämtli’s zu erledigen und die Lehrpersonen engagierten sich bis am Abend für das Organisieren aller Details für die Vorstellungen und Aufhängen der Dekorationen, die an einem Nachmittag von den SchülerInnen gestaltet wurden.  

Dieses wunderbare Teamerlebnis, bei welchem Kinder und Erwachsene Hand in Hand arbeiteten, endete in einer fulminanten Vorstellung. Die Kinder zeigten, was in ihnen steckte und wuchsen über sich hinaus. Sie gaben Vollgas und so entlud sich die Spannung nach der Show in der anderen Turnhalle mit lautem Gekreische, erleichterten Gesichtern und einigen Freudentränen. 

Dies ist für uns als Zirkusteam jeweils der Zeitpunkt Abschied zu nehmen, unsere Koffer und Requisiten zu packen und uns auf die Rückreise zu begeben. Die Rückreise ist aber nicht gleich wie die Anreise. Auf die Rückreise nehmen wir jeweils viele unvergessliche Erlebnisse und Geschichten mit, die uns als Erinnerung immer bleiben werden.


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